Tim-Oliver Müller: Hauptgeschäftsführer der Bauindustrie
Unser heutiger Gast ist Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. Tim-Oliver hat einen spannenden Werdegang hinter sich. Ursprünglich wollte er nicht den beruflichen Weg seiner Eltern einschlagen, landete jedoch nach Stationen im Bundestag und im Finanzministerium schließlich beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. Dort arbeitet er seit zwölf Jahren und ist nun Hauptgeschäftsführer. Seine Aufgabe ist es, die Interessen der mittelständischen und größeren Bauunternehmen zu vertreten, die etwa die Hälfte des Umsatzes der Branche ausmachen.
Aufgaben eines Hauptgeschäftsführers
Tim-Olivers Rolle als Hauptgeschäftsführer umfasst verschiedene Bereiche. Dazu gehören die politische Vertretung in Wirtschaft und Recht, Technik sowie Tarife und Sozialpolitik. Besonders wichtig ist dabei die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und anderen Verbänden, um beispielsweise Tarifverträge auszuhandeln und Ausbildungsstandards zu setzen. Die Bauindustrie betreibt zudem zahlreiche Ausbildungszentren, um den Nachwuchs in den 17 gewerblichen Bauberufen zu sichern.
Gemeinsamkeiten zwischen Handwerk und Bauindustrie
Handwerk und Bauindustrie sind eng miteinander verbunden und teilen viele Gemeinsamkeiten. Beide Sektoren bilden gemeinsam das Bauhauptgewerbe mit über 927.000 Beschäftigten und 75.000 Einzelbetrieben. Sie unterliegen denselben wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, wie z.B. Landesbauordnungen und das Vergaberecht im öffentlichen Bau.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Ein zentrales Thema für beide Sektoren ist die Nachhaltigkeit. Ressourceneffizienz und CO2-Reduktion sind Ziele, die durch die Kreislaufwirtschaft und das Rezyklieren von Bauprodukten erreicht werden sollen. Auch die Digitalisierung spielt eine große Rolle. Hier geht es nicht nur um Building Information Modeling (BIM), sondern auch um Datenmanagement und Datensouveränität.
Fachkräftemangel: Eine gemeinsame Herausforderung
Ein weiteres gemeinsames Problem ist der Fachkräftemangel. Trotz der großen Nachfrage nach Bauleistungen gibt es zu wenige Auszubildende, um die jährlichen Renteneintritte zu kompensieren. Tim-Oliver betont die Notwendigkeit, die Branche für junge Menschen attraktiv zu machen und die Beschäftigten in Zeiten der Konjunkturschwäche zu halten.
Wirtschaftliche Bedeutung des Bausektors
Die Bauwirtschaft trägt über 10 % zum Bruttoinlandsprodukt bei und hat eine zentrale Rolle für die Volkswirtschaft. Investitionen in die Infrastruktur erzeugen zusätzliche wirtschaftliche Aktivität und sind daher auch ein wichtiges Instrument der Wirtschaftspolitik. Trotz dieser Bedeutung steht die Bauindustrie oft nicht im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.
Zusammenarbeit und rechtliche Aspekte
In großen Bauprojekten arbeiten Handwerk und Bauindustrie eng zusammen. Dennoch kommt es oft zu rechtlichen Auseinandersetzungen, insbesondere bei öffentlichen Aufträgen. Die Fragmentierung der Aufträge und die Vergabe nach dem niedrigsten Preis führen zu Konflikten und Ressourcenverschwendung. Es besteht Bedarf an einer verbesserten Kommunikation und Kooperation, um diese Probleme zu minimieren.
Fazit
Handwerk und Bauindustrie sind untrennbar miteinander verbunden und stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Durch gemeinsame Anstrengungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Fachkräftesicherung können beide Sektoren ihre Zukunftsfähigkeit stärken und weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Volkswirtschaft leisten.